
Am 18. Mai 2025 beschloss der Gemeinderat unseren Änderungsantrag zur Engelstraße. Während die Verwaltung 2 Blumenkübel und Poller auf der Höhe Possler hinstellen wollte, hatten wir die Bürger befragt, was ihre Wünsche sind. Hieraus leiteten wir dann als erste Maßnahmen die Forderung nach Tempo 20 in der Engelstraße und die Abschaffung der 3 Parkplätze vor dem ehemaligen Reformhaus ab.
Der Forderung nach Abschaffung der Parkplätze stimmte eine knappe Mehrheit der Räte zu. Tempo 20 in der Engelstraße wurde mit einer Gegenstimme beschlossen.
Perspektivisch müssen wir aber darüber nachdenken, ob wir die Engelstraße nicht generell zu einer verkehrsberuhigten Zone machen. Letztlich zählt der Bereich ebenfalls zur Innenstadt und diese sollte in einer lebenswerten Stadt den Fußgängern Vorrang gewähren. Auch verringert sich durch Schrittgeschwindigkeit die Lärmbelastung für die Anwohner.
Ende des Jahres soll erneut über die Situation beraten und dann evtl. neue Maßnahmen beschlossen werden.
Die Rede unseres Stadtrats Yannik Hinzmann vom 18. Mai 2025:
Wir haben als LHL mal die betroffene Bevölkerung Thema gefragt, was deren Wünsche und Nöte zu diesem Thema sind. Das hatte ich eigentlich damals von unserem Vor-Orttermin erwartet. Dabei kam heraus, dass die Vorschläge der Verwaltung nicht weit genug gehen. Deshalb würden wir hier heute als LHL einen Änderungsantrag stellen. Doch davor müssen wir glaube ich nochmal kurz analysieren, was denn genau das Problem ist.
In der Verwaltungsvorlage wird heute der Fokus auf das Thema Sicherheit gelegt. Das ist auch wichtig, doch ich denke, dass wir bei unserer Entscheidung heute auch das Thema Gesundheit bzw. Lärm mit einfließen lassen müssen. Die Verwaltung hat 2 Messungen vorgenommen, deren Daten ich ziemlich aussagekräftig dahingehend finde, welch eine verkehrliche Belastung in der Engelstraße wirkt.
Bei der ersten Messung wurden 1.777 Fahrzeuge gemessen, bei der Zweiten 2.479 Fahrzeuge. Das sind pro Minute durchschnittlich ca. 1 bzw. 2 Fahrzeuge. Das hört sich im ersten Moment nach wenig an, doch wenn wir berücksichtigen, dass in der Nacht und am Abend kaum gefahren wird, dann erhöht sich diese Zahl mal gut und gerne auf durchschnittlich 3-4 Fahrzeuge in der Minute, teilweise sogar mehr. Wir haben das bei unserem Vor-Orttermin live miterleben können. Das sind dann nicht nur ein Haufen Schadstoffe, die da in die Umgebung gelangen und die Gesundheit der Anwohner schädigen, sondern auch eine große Lärmbelästigung. Das sollten wir heute bei unserer Entscheidung nämlich auch berücksichtigen.
Wenn wir also heute lediglich dem Verwaltungsvorschlag folgen und da 1-2 Pflanzenkübel hinstellen, dann besteht die dringende Gefahr, dass gerade Lärm und Schadstoffe nicht abnehmen. Denn durch das ständige Anfahren und Abbremsen entsteht laut Bundesumweltamt eine um bis zu 4 dB erhöhte Lärmbelastung, die sich ja gerade durch diese Pflastersteine sowieso nochmal erhöht, im Gegensatz zu einem normalen Straßenteerbelag.
Zweitens haben wir bereits aktuell das Problem mit den Parkplätze, bei denen viele Verkehrsteilnehmer nochmal schnell vorbeifahren wollen, bevor der Gegenverkehr kommt. Das schafft eben nicht nur Schadstoffe und Lärmbelastung, sondern auch zusätzliche Gefahrensituationen. Gerade, wenn wir dann die Pflanzenkübel in der Kurve beim Possler aufstellen wollen. Da haben wir dann die gleiche Situation. Und da kommen wir dann jetzt auch zu unserem ersten Änderungsvorschlag.
Anstatt da noch zwei Pflanzenkübel hinzustellen, schaffen wir die 3 Parkplätze vor dem ehemaligen Reformhaus ab. Erstens parken dort nicht nur 3 Fahrzeuge, es parken teilweise 5-6 Fahrzeuge. Das blockiert den Verkehr und verleitet zu riskanten Manövern. Zweitens schaffen wir durch eine Verbesserung des Verkehrsflusses auch eine Reduzierung der Lärmbelästigung durch das Wegfallen von Anfahrgeräuschen und drittens machen wir die Straße übersichtlicher, was hoffentlich zu weniger riskanten Überholmanövern führt.
Für die Anwohner können wir eine Be- und Entladezone einrichten, falls man mal die Einkäufe nicht weit tragen kann. Doch wir sind der Meinung, dass es damit nicht getan ist. 30Kmh sind auf dieser Straße, mit diesen engen Gehwegen immer noch zu viel. Sowieso hat man den Einwohnern damals erzählt, dass diese Pflastersteine deshalb gelegt werden, weil sie zum Innenstadtbereich gehören. Deshalb finden wir als LHL, sollte man auch gleiche Maßstäbe wie im restlichen Innenstadtbereich anlegen.
Wir schlagen vor
Tempo 20 von der neuen bis zur alten Eisenbahnstraße und eine Verkehrsberuhigte Zone von der alten Eisenbahnstraße bis zur Sägerstraße. Da im Bereich alten Eisenbahnstraße bis zur Sägerstraße die Bordsteine bereits abgesenkt sind, würden hier auch keine Umbaumaßnahmen anfallen. Wir würden den Fußgängern den Vorrang geben, die Innenstadt generell attraktiver machen, das Sicherheitsgefühl stärken und vielleicht profitiert sogar noch der Einzelhandel davon, wenn sich mehr Menschen sicherer und freier bewegen können.
Natürlich gibt es am Ende das Argument, dass auch eine verringerte Richtgeschwindigkeit manche nicht davon abhält, schneller zu fahren. Wir erleben es auch vor dem Rathaus, dass da oftmals nicht Schrittgeschwindigkeit gefahren wird. Allerdings setzen wir hier auf den psychologischen Effekt, nämlich, dass jemand, der in einer 30er Zone 40 fährt, in einer 20er Zone dann wenigstens nur noch 30 fährt.
Und ja dann müssen wir uns eben auch nochmal mit der Polizei und dem Landratsamt zusammensetzen und gemeinsam überlegen, wie wir hier Geschwindigkeitskontrollen zukünftig durchführen können. Falls wir in einem Jahr feststellen sollten, auch diese Maßnahmen haben keine spürbare Entlastung gebracht, dann sollten wir darüber nachdenken, ob wir die Engelstraße nicht wieder zur Einbahnstraße umfunktionieren und die Autos bei 10-20km/h in Schlangenlinien Hindernisse umfahren lassen, damit man gar nicht schneller fahren kann. Das würden wir allerdings erst als weitergehende Maßnahme vorschlagen und uns erst einmal auf diesen Kompromiss konzentrieren.
Änderungsantrag zusammengefasst
Die Beschlussvorschläge werden wie folgt abgeändert:
- Der Gemeinderat beschließt, die drei Parkplätze vor dem Reformhaus zu entfernen.
- Der Gemeinderat beschließt Tempo 20 in der Engelstraße von der neuen bis zur alten Eisenbahnstraße.
- Der Gemeinderat beschließt, eine verkehrsberuhigte Zone in der Engelstraße von der alten Eisenbahnstraße bis zur Sägerstraße einzurichten.
- Der Gemeinderat evaluiert das Ergebnis der Maßnahmen in einem Jahr nochmals.
Wir denken, dass wir mit diesen Maßnahmen nicht nur kostengünstig eine gute Lösung zur Verbesserung der Sicherheit erreichen, sondern, dass wir auch endlich den jahrelangen Forderungen der Anwohner nach einer Verbesserung der Lebensqualität entgegenkommen. Deshalb bitte ich euch wirklich, dass wir diesen Vorschlag heute annehmen und dann auch zeitnah umsetzen.